Stellungnahme zur aktuellen Situation in den Grundschulen

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Am 10.Mai 2021 verfasste ich eine Stellungnahme zur aktuellen Situation in den Grundschulen. Mit meinem Namen und meinem Beruf als Beamtin im Land Niedersachsen. Dazu stehe ich nach wie vor. Trotz Suspendierung.

Mai 2021

Stellungnahme zur aktuellen Situation in den Grundschulen Bianca Höltje, Rektorin

Seit einem Jahr setzen wir in der Schule Maßnahmen um- zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Corona-Virus. Die Kinder leiden unter den Maßnahmen und der Schulalltag gestaltet sich zunehmend schwieriger.

Mein zentrales Anliegen in der Grundschularbeit ist die Verankerung von Kinderrechten. Als Rektorin ist es sogar meine Pflicht, die Rechte der Kinder umzusetzen.

Dieser Forderung möchte ich gerne nachkommen, aber…

Wo ist das Kinderrecht auf Bildung geblieben?
Wo ist das Kinderrecht auf Sport geblieben?
Wo ist das Kinderrecht auf Gesundheit geblieben?
Wo ist das Kinderrecht auf Freizeit geblieben?

Kinder aus sozialschwachen Familien müssen betreut werden. Die Familien brauchen Unterstützung. Aber genau diese Familien entbinden ihre Kinder von der Präsenzpflicht und verweigern die Angebote. Das ist nicht gut für die Kinder.

Ein ganzes Jahr mit wenig Unterricht und kaum Kontakt zu anderen Kindern. Wie will man das wieder gutmachen?

Kinder brauchen sich gegenseitig und die Möglichkeit, sich zu treffen, sich sportlich zu betätigen, kreativ zu sein. Es gab ein Vereinsangebot, aber es wird kaum noch etwas angeboten. Was machen die Kinder zu Hause, wenn sie sich nicht treffen dürfen? Was machen die Ganztagskinder, sind die nun allein zu Hause?

Ich sehe, dass die Schüler*innen leiser werden. Wo ist das Kinderlachen geblieben? Niemand rennt lachend durch die Schule und ist übermütig! Die Kinder sitzen diszipliniert an ihrem Platz, tragen teilweise FREIWILLIG den ganzen Vormittag die Maske, gehen mit Abstand und langsam durch das Einbahnstraßensystem und folgen jeder Anweisung.

Haben Kinder nicht ein Recht auf Unbeschwertheit?

Die Kinder werden unbeweglich und leiden zunehmend unter Übergewicht. Gerade jetzt ist der Sportunterricht wichtig, aber leider nur in Ansätzen umsetzbar. Der Stundenplan ist halbiert, Abstand halten in der Umkleide schwierig, Kontakte müssen unterbunden werden. Kinder brauchen Bewegung und Sport. Sie haben ein Recht darauf!

Die Klassen haben eigene Parzellen auf dem Schulhof. Sie spielen und tragen dabei eine Maske. Sie dürfen nicht frei atmen. Als Rektorin habe ich diese Masken angeordnet, obwohl ich weiß, dass der Schaden größer ist als der Nutzen.

Kinder brauchen frische Luft, sie müssen durchatmen können.

Einem Menschen mit Herz kommen die Tränen.

Es gibt Kinder, die haben große Angst vor Corona. Wie soll Schule damit umgehen? Die Kinder halten Abstand, tragen Maske, haben keine Kontakte und haben vielleicht auch Angst zu sterben oder für den Tod ihrer Eltern verantwortlich zu sein. Was soll ich den Kindern sagen? Als verantwortliche Rektorin nähre ich ihre Ängste durch Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen.

Die Kinder sollen zweimal die Woche zu Hause einen Coronatest machen. Wie fühlen sich die Kinder, wenn sie auf das Ergebnis warten? Was ist, wenn das Ergebnis positiv ausfällt? Die Ängste der Kinder und Eltern sind groß. Einige haben Todesangst!

Es gibt Kinder, die sich morgens allein versorgen, die sicher nicht beim Testen unterstützt werden und auch sicher keine Bescheinigung zum Vorzeigen mitbringen. Diese Kinder sollen gleich separiert und dann in der Schule getestet werden. Wie fühlen sich diese Kinder? Was macht das mit ihnen? Wie reagieren die anderen Kinder?

Ich bin verantwortlich für das Wohl aller Kinder in meiner Schule und möchte meiner Fürsorgepflicht nachkommen. Es ist mir unmöglich, die Verordnungen und Erlasse in Bezug auf Corona umzusetzen und gleichzeitig der Fürsorgepflicht nachzukommen.

Es ist falsch, Kindern das Tragen einer Maske vorzuschreiben. Das ist ungesund.
Es ist falsch, Kinder ohne Symptome zu testen. Das macht ihnen Angst.
Es ist falsch, Kindern ihr Kinderleben zu nehmen. Sie haben dieses Recht auf Bildung, Freizeit, Sport, Gesundheit und auf Unbeschwertheit.

Wer haftet für die Schäden, die schon entstanden sind und weiter zunehmen werden? Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen. Ich bin Schulleitung, weil mir Kinder wichtig sind. Ich habe ein Ideal, eine Vision und will es gut und richtig machen, aber so wie die Situation ist, kann ich es nicht. So wie es jetzt ist, macht es uns alle krank.

Mir bleibt keine andere Wahl, als mich konsequent zu verweigern und ich halte Ehrlichkeit für wichtig. Deshalb teste ich mich nicht. Nun habe ich ein Betretungsverbot der Schule und der Schulträger hat sogar die Passwörter für meine Mails und die Cloud geändert. Wenn man mich nun unter meinem Namen in der Schule anschreibt, lesen andere die Mails. Weitere dienstrechtliche Konsequenzen sind angedroht.

Gebt den Kindern ihre Rechte zurück! Sie müssen sich in der Schule wohlfühlen dürfen.

Kinder brauchen unseren Schutz und unsere Fürsorge. Es ist unsere Pflicht, weil wir für sie verantwortlich sind.

B.Höltje, 10.05.21

Tatsächlich erlebe ich es manchmal, dass Menschen nicht mit meinem Namen in Verbindung gebracht werden wollen. Da gibt es Bundesverbände, die nicht über meine Homepage verlinkt werden wollen. Es gibt Menschen, die nur heimlich mit mir Kontakt halten. Neulich verlangte tatsächlich ein Pädagoge von mir, ich solle mich zunächst einmal positionieren, vorher könne er nicht mit mir arbeiten. Ich habe mich positioniert! Unter Stellungnahme nachzulesen! Ich setze mich dafür ein, dass Kindern ihre Rechte zugestanden werden. Wenn mich Menschen aus diesem Grund ausgrenzen und ich deshalb nicht mehr arbeiten darf, dann kann ich nur sagen: Armes Deutschland.

Was ist aus euch geworden?

Ganz aktuell als Beispiel für die verheerenden Folgen der Corona-Maßnahmen:
https://www.dak.de/dak/gesundheit/kinder–und-jugendreport-2022-2571000.html

„Die neuen Daten zeigen bei Depressionen, Ängsten und Essstörungen eine dramatische Entwicklung. Wir dürfen die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen Politik sowie Expertinnen und Experten aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind offene Schulen im nächsten Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von Halt gebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln.“

Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit

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